Vier Keniaten vorn, unerreichbar, da schnuppert keiner hin. 2 Stunden, 19 Minuten, 25 Sekunden, so lange benötigte Sieger Ndirangu, das sind andere Sphären, der Läufer-Olymp.
Keiner konnte mithalten? Nicht ganz. Einer hielt das Fähnlein der aufrechten Hobbyläufer hoch: Wolfgang Müllner heißt er, 29 Jahre alt, angeblich das "beste Marathon-Alter", seit Anfang März ist er in Salzburg. Und mit einem Schlag kennt ihn jetzt jeder.
"Sechs Monate Turnus", sagt der UKH-Novize "Dann schau'n wir weiter." Orthopädie, das wär "sein Ding", oder Kinderheilkunde. Das Entrée hat geklappt, auch Maier-Chirurg Artur Trost hat ihm schon gratuliert. Ist auch toll: 14 Minuten hinter dem Sieger, zwei Stunden und 33 Minuten, das gibt einen Schnitt von 3 Minuten und 34 Sekunden pro Kilometer - jeder, der schon einmal selbst gelaufen ist, weiß: Das ist absoluter Wahnsinn...!
"Ich hab immer schon Sport gemacht", sagt der Jung-Mediziner. Karate, Triathlon, Fußball beim SC Siebenhirten im 23. Wiener Bezirk. Und der erste Marathon, den ver-gisst man nie, wie die erste Frau, von Bratislava nach Hainburg und retour; 150 Kilometer wöchentliches Training. Dann schafft man diese Zeit, auch „wenn es geregnet hat, kalt war und sogar gehagelt hat."
Und die letzten 20 Kilometer "hab ich gedacht, ich bin überhaupt allein..." Weil keiner mehr mithalten konnte. Und es stimmt: Das Durchhalten spielt sich im Kopf ab. Wie im Leben auch: Weil wenn du aufgibst, weißt du nicht, wie schön es im Ziel ist...
"Es heißt, dass ab Kilometer 30 der Mann mit dem Hammer da ist, und dir eine drüberhaut", sagt Marathon-Mann Müllner. Läufer wissen, was damit gemeint ist. Und: Es stimmt.
Und gut bist du nur dort, wo du intensiv bist. Darum wartet dgr nächste Marathon schon, diesmal in der Wachau. Ein Heimspiel für einen Wiener. Wie er nach Salzburg kam? Die Verlobte lebt in Henndorf, Zuneigung verpflichtet eben.
Noch was: Wer ein Ziel hat, hat's leicht. Wolfgang Müllner hat eines. Es lautet 2 Stunden, 30 Minuten.
Artikel in der "Kronen Zeitung"
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